Für unsere Nächsten zu sorgen, bedeutet: Generationen gehen gerecht miteinander um. Also: die Älteren nicht im Stich lassen – die Jüngeren aber auch nicht. Kirche setzt sich deshalb für deren Zukunft und den Klimaschutz ein. Wie können wir Digitalisierung für ein nachhaltigeres Leben nutzen?
Seit langem schon engagiert sich die evangelische Kirche für ökologische Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz. So waren es etwa Christ:innen, die in den 1970er Jahren den Begriff der nachhaltigen Gesellschaft prägten. Heute stellen Digitalisierung und Globalisierung uns vor neue Herausforderungen: Digitale Technologien bieten Chancen, nachhaltiger zu leben. Gleichzeitig können sie das Leben künftiger Generationen auch noch zusätzlich gefährden. Über das fünfte Gebot nachzudenken, macht sensibel für diese Chancen und Gefahren.
Das fünfte Gebot entstand in einer Zeit, in der Menschen enger als in den Industriegesellschaften im Familienverband lebten und auf deren Solidarität angewiesen waren. In diesem Zusammenhang erinnert das Gebot daran, die Eltern zu „ehren“, konkret: für den Lebensunterhalt und die Freiheit der älteren Generation zu sorgen, die nicht mehr arbeiten und für sich selbst sorgen kann. Dabei ist auch die Freiheit der jüngeren Generation im Blick.
Heute leben wir nicht nur in Familien, sondern in Staaten und globalen Verflechtungen. Solidarität gilt nicht nur der eigenen Familie, sondern im Wohlfahrtsstaat allen. Vor diesem Hintergrund lässt sich das fünfte Gebot neu verstehen: Es geht nicht nur um Solidarität und Gerechtigkeit in einer Familie, sondern zwischen den Generationen allgemein und weltweit.
Die entscheidende Frage ist dann: Wie leben wir so, dass die ältere Generation heute, künftige Generationen und auch Menschen in anderen Erdteilen in Freiheit leben können? Eine Antwort muss lauten: nachhaltig. Nachhaltigkeit ist ein Ideal, für das sich die evangelische Kirche bereits lange einsetzt. Aber was bedeutet die Digitalisierung für nachhaltige Entwicklung? Wir wollen drei Aspekte hervorheben:
1. Transparenz schaffen: Digitale Kommunikation kann helfen, weltweite Zusammenhänge zu durchschauen. Was Menschen in Deutschland kaufen, wie sie arbeiten und sich fortbewegen, hat Auswirkungen in anderen Teilen der Welt. Digitale Techniken können das sichtbar machen. Der Forschungsansatz Telecoupling kann etwa zeigen, wie Schweinezucht in Niedersachsen, Bevölkerungswachstum in China und Landnutzung in Brasilien zusammenhängen. Das kann Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft helfen, nachhaltige Entscheidungen zu treffen. Und es kann Konsument:innen helfen, nachhaltig einzukaufen – etwa mit Apps oder Produktlabels.
2. Ressourcen sparen: Einerseits verbraucht das Internet nicht wenig Energie. Andererseits kann es helfen, Ressourcen zu sparen, etwa durch Sharing-Plattformen. Digitale Vernetzung kann Verkehr mit hohem CO2-Ausstoß auch ganz überflüssig machen: Virtuelle Konferenzen und e-Learning ersetzen Dienstreisen, Homeoffice am Computer den Pendelverkehr.
3. Arbeit erleichtern: Digitale Assistenzsysteme können die Pflege bedürftiger Menschen erleichtern – den persönlichen Kontakt ersetzen sie nicht. Im Idealfall übernehmen sie etwa Routinearbeiten wie Transporte und geben Pflegenden so mehr Zeit für Pflegebedürftige. Schädlich hingegen ist es, wenn digitale Systeme bloß Arbeitsprozesse verdichten und Pflegende überlasten.
Generationengerechtigkeit ist Nachhaltigkeit. Digitale Technik unterstützt Menschen im alltäglichen Leben und kann globale Ungerechtigkeiten aufzudecken. Gleichzeitig ist die Gefahr einer digitalen Entfremdung nicht zu ignorieren. Die einstündige Veranstaltung fokussiert die Chancen und Risiken der Digitalisierung für das Ziel der ökologischen Nachhaltigkeit.